NOEalu L Schalungssystem kombiniert geringes Gewicht mit hoher Tragfähigkeit

Die Universität Amsterdam umfasst zur Zeit 85 verschiedene Gebäude. Zukünftig sollen Lehre und Forschung auf vier Campusse vereint werden. In einem davon, dem Universiteitskwartier (Universitätsviertel), wird auch die Universitätsbibliothek angesiedelt. Zu diesem Zweck wird das ehemalige Krankenhaus Binnengasthuisziekenhuis saniert und durch einen Neubau erweitert. Um so viele Menschen wie möglich zur Fahrradnutzung zu motivieren, wird ein großer unterirdischer Fahrradkeller für 950 Fahrräder gebaut. Für die Innen- und Außenwände dieses Kellers entwickelte NOE-Bekistingtechniek, das niederländische Tochterunternehmen der NOE-Schaltechnik, Süssen, eine besondere Schalungslösung.

Das Binnengasthuis-Gelände im Universitätsviertel diente in seiner langen Geschichte vielen unterschiedlichen Zwecken. Die Geschichte reicht bis ins Mittelalter zurück: Damals befanden sich dort das Alte und Neue Nonnenkloster, ein Krankenhaus, ein Museum, ein Wohngebiet und eine Universität. Hier lagen die Anfänge der Universität von Amsterdam, die im Jahr 1632 unter dem Namen Athenaeum Illustre gegründet wurde. Das historische Gebäude der Zweiten Chirurgischen Klinik und das Schwesternhaus des ehemaligen Binnengasthuis-Krankenhauses werden jetzt saniert und mit einer Neubauergänzung zu einem Gebäude für die Bibliothek zusammengefügt. Ins Auge springende Elemente des Entwurfes sind ein spektakuläres Glasdach und ein Neubauflügel. Der Bau eines Kellers mit einem tiefer gelegenem Atrium unter dem vorhandenen Gebäude erfordert bautechnische Präzision.

Bemerkenswerte Unterkellerung

Die Ausführung der Unterkellerung in der Altstadt von Amsterdam erfolgt durch Van Hattum en Blankevoort & Volker Staal en Funderingen. Aufgrund der vielen Umbauten und Erweiterungen, die im Laufe der Jahre an dem Gebäude vorgenommen wurden, lässt sich die Form des Kellers als komplex bezeichnen. Um die Unterkellerung des Gebäudes zu ermöglichen, wurden zunächst unter dem historischen Gebäude Pfähle und vorübergehend Stahlbalken angebracht, die die Belastung aus dem gesamten Gebäude übernommen haben. Danach wurden die Fundamentbalken abgerissen und es wurde ein neuer Fußboden für das Erdgeschoss eingezogen. Mit der tragenden Konstruktion unter der künftigen Bibliothek konnte der Keller bis auf eine maximale Tiefe von 5 Metern ausgegraben und eine Fußbodenplatte betoniert werden. Zwischen beiden Fußböden mussten danach alle Innen- und Außenwände eingebaut werden. Dabei folgen die Wände der Form und Einteilung des jetzigen Gebäudes.

Handhabbares und belastungsfähiges Schalungssystem

Für die Schalungstechnik dieser Wände suchte Van Hattum en Blankevoort eine Lösung, die nicht nur handhabbar ist und sich einfach verarbeiten lässt, sondern auch für einen Betondruck von bis zu 65 kN/m2 ausgelegt ist. NOE-Bekistingtechniek bot mit dem NOEalu L-Schalungssystem eine Lösung, die beiden Anforderungen gerecht wird. Diese Aluminium-Wandschalung lässt sich aufgrund ihres geringen Gewichts einfach verarbeiten und ist dennoch hohem Betondruck gewachsen. Bei der Entwicklung von NOEalu L wurde von einem System ausgegangen, das von Hand transportiert werden kann, gleichzeitig jedoch dem erforderlichen Frischbetondruck während des Baus widersteht.

Ortbeton verpumpen

Die Betonarbeiten stellten eine Herausforderung dar. Normalerweise wird Ortbeton von oben in die offene Schalung gegossen, doch in diesem Fall war dies aufgrund der oben und unten geschlossenen Schalung nicht möglich. Daher entschied man sich für das Verpumpen von selbstverdichtendem Beton. NOE-Bekistingtechniek lieferte dafür eine Lösung, indem die Wandschalung an strategischen Stellen mit Befüllungsstellen versehen wurde, die sich in 0,5 m, 1,5 m, 2,5 m und 3,5 m Höhe befanden. Die Befüllungsstellen, an die die Betonpumpe angeschlossen wurde, sind mit einem Absperrhahn versehen, sodass der Beton in Schichten von jeweils 1 Meter angebracht werden konnte. Die Zusammensetzung des selbstverdichtenden Betons wurde dabei so gewählt, dass der Beton über eine Distanz von 10 Metern in beide Richtungen fließen konnte. An den Enden der Schalplatten befinden sich Entlüftungslöcher, an denen die Luft durch den ansteigenden Beton nach außen entweichen kann.

Da das neue Fundament und die Kellerwände jetzt nahezu fertig sind, können die vorübergehend eingebauten Stahlbalken nacheinander aus dem Gebäude entfernt werden. Die vielen neuen Quadratmeter bieten nicht nur Platz für den Fahrradkeller, sondern auch für technische Anlagen, die Bücherausleihe (Abholung und Rückgabe) sowie ein tiefer liegendes Mehrzweck-Atrium. Die Universitätsbibliothek wird voraussichtlich 2023 eröffnet.